Vom Waschzuber zur Yacht

Meine Geschichte

Erstes Paddelboot
Erstes Paddelboot auf dem Llanquihue See in Chile

Schon als Kind wollte ich ein eigenes Boot haben. Der Waschzuber meiner Mutter am Llanquihue-See in Chile war mein erstes. Zu Jugendzeiten baute ich dann mehrere Paddelboote mit Segeln. Damit segelten wir die Küsten des Sees ab. Später als junger Erwachsener reiste ich als Deckshelfer auf einem kleinen Frachter von Buenos Aires über Göteburg nach Deutschland. Das Wiegen in der Dünung des Atlantiks und die Angst im Sturm auf der Nordsee waren einschneidende Erlebnisse. Der Wunsch aufs Wasser zu gehen, mußte hinter Beruf und Familie gestellt werden.

Paddelboot, Zweier
Als nächstes baute ich ein Zweier, mit dem auch gesegelt werden konnte

Um meinen 50. Geburtstag herum jedoch erwachte dieser Wunsch erneut und ich beschloss, ihn in die Tat umzusetzen.

Für ein gebrauchtes oder gar neues Boot hatte ich kein Geld. Also fing ich an, verschiedene Konstruktionspläne zu studieren. Zuerst war es ein Stahlboot von Anton Luft, dann eine „Pinky Ketch“ aus Nova Scotia von Selvay Fisher, Melksham, UK. Die sollte es sein. Als ich dann im Garten mit dem Baugerüst begann, vergegenwärtigte ich mich der riesigen Dimensionen und kam zu der Überzeugung: Mach erst mal etwas Kleines zum Üben! Daraus enstand nach dreijähriger Bauzeit die „Rubinia“, ein 6 m langes Kajütboot, auch ein Design von Selvay Fisher, nach norwegischen Fischerbooten. Es ist ganz aus Robinienholz gebaut, daher der Name. Dem Boot verdanke ich unendlich viele Erfahrungen: die Einrichtung eines Werkplatzes, das Biegen von Hölzern, der Umgang mit Leim und Harz, der Einsatz und Gebrauch des richtigen Werkzeuges und das Lösen von vielen unerwartet auftretenden Problemen.

6 m Jawl
Kleine 6m Jawl nach Plänen von Selvay Fisher

Zwischenzeitlich stieß ich auf die große Auswahl an Plänen von William Atkin aus  Connecticut, USA und entschied  mich für die Pläne des Modells „Ingrid“, die 1934 gezeichnet wurden. Die Form führt zurück auf die Linien norwegischer Rettungsboote von Colin Archer, von denen Atkin fasziniert war. Aus der Beschreibung der Pläne:

Linien des Modell "Ingrid"
Linien des Bootes

A Colin Archer Type Double-Ender

Ingrid is a big boat. She has all the characteristics usually associated with seagoing ability. She is the kind of boat that behaves in rough water. She can be depended upon to sail herself. She is ableness personified. And equal to any situation.The lines show a genuine redningskoite — life boat of the North Sea. As nearly perfect in form as any boat can be. It may be well to mention that man has never built any kind of vessel that will ride out any kind of sea. The sea is a tremendous thing. It smiles today; tomorrow scolds! All of which holds true of water anywhere — lake, river, harbor, bay or pond. Men who find a livelihood by working the sea know this — man, child and wife.

Konstruktionsplan des Bootes
Pläne der Struktur des Bootes

Die Pläne waren gut lesbar, nicht überfrachtet und erschwinglich. Vielleicht war es der schöne Text zu den Plänen, der mich für „Ingrid“ entscheiden ließ. Die Variante mit dem Gaffel-Rigg machte dann die Entscheidung zu diesen Plänen noch rund.

1:1 Linien und Schablonen
Teile werden in Originalgröße aufgemalt

Ein halbes Jahr habe ich über den Plänen gebrütet, um sie zu verstehen und nach zu empfinden. Jedes Teil wurde in Originalgröße auf großen weiß gestrichenen Flächen gezeichnet und auf Holzschablonen übertragen. Sie waren  Vorlage für die eigentlichen Teile des Bootes. Aufregend wurde es, die Teile in ihren wahren Dimensionen zu sehen und die ungeheuere Spannung der Linien zu erleben.